Vom Wert der Freiheit

Das Leitprinzip der Moderne ist die Freiheit. Wenn wir in die Geschichte schauen, ging es dort zwar schon immer um Freiheit. Es handelte sich aber um die Freiheit von Gruppen oder gesellschaftlichen Ständen gegenüber der Obrigkeit. Das Volk wollte Freiheit von der Tyrannis und kämpfte für Demokratie, der Adel wollte Freiheit vom König für seine ständischen Privilegien, die Zünfte wollten frei vom Stadtherrn ihre eigenen Regeln befolgen.

Mit der Aufklärung und den daraus resultierenden  Revolutionen begann aber das Ringen um die Freiheit des Individuums, des einzelnen gegenüber dem Staat und der Gesellschaft. Die Freiheit hat zwei Seiten: die Freiheit „von“ und die Freiheit „für“. Man musste sich die Freiheit von Zwang und Bedrückung erkämpfen um die Freiheit für etwas leben zu können. Dabei werden fünf Freiheiten unterschieden:

–         Religiöse Freiheit, die uns ermöglicht, unsere Religionszugehörigkeit frei zu wählen, oder auch gar kein Bekenntnis zu haben;

–         Politische Freiheit, die sich in den demokratischen Systemen vor allem durch die freien Wahlen manifestiert;

–         Freiheit vom Naturzwang, die durch Wissenschaft und Technik ermöglicht wird;

–         Wirtschaftliche Freiheit, die dem einzelnen ermöglicht, mit seinem Vermögen zu tun, was ihm gutdünkt;

–         Gesellschaftliche Freiheit, die eine freie, offene und durchlässige Gesellschaft kennt;

Schon diese Aufzählung evoziert sofort Fragezeichen bzw. Grenzziehungen. Freiheit des einzelnen endet immer bei der Freiheit des anderen. Es geht um gegenseitigen Respekt, um Achtung auch um Wertschätzung des anderen und dessen Recht, seine Freiheiten zu realisieren.

Darüber hinaus geht es auch um Verantwortung des Individuums für die Gemeinschaft der Menschen in Raum und Zeit, also auch der vorherigen und nachfolgenden Generationen. Aus dieser Verantwortung heraus erwachsen dem Einzelnen nicht nur Freiheitsrechte, sondern auch Freiheitspflichten, die oft unterzugehen drohen. Darauf aufmerksam zu machen, ist angesagt in unseren Tagen, da die Selbstverwirklichung gerade auch im Ökonomischen zu einem Popanz geworden ist. Ökonomie hat immer dem Menschen und seiner Froheit zu dienen – und zwar allen am wirtschaftlichen Geschehen beteiligten. Diese Verantwortung müssen vor allem die Führungskräfte erkennen und wahrnehmen. Das ist die zukünftige Herausforderung an unsere Verantwortungseliten. Darauf müssen wir sie vorbereiten in Ausbildung und Praxis.

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