Stabilität und Wandel
Werteorientierung, Stabilität und Wandel • Kolumne von Anselm Bilgri
„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.“
Dieses Goethe-Zitat ist auch auf die beiden Zustände Stabilität und Wandel anzuwenden. Der Mensch braucht Beständiges, Gleichbleibendes, deshalb Beruhigendes und Sicheres genauso wie Neugier auf sich Veränderndes, das natürlich auch mit Unsicherheit und Risiko verbunden ist. Der älteste Orden der Christenheit, das Benediktinertum, kennt sogar ein eigenes Gelübde, die stabilitas, die Beständigkeit, die sich eher auf die Gemeinschaft und weniger auf den Ort bezieht.
Mit dem Mönchtum verbindet man das Beständige und Gleichbleibende. Die Ordensregel der Benediktiner mahnt jedoch den Abt, die Regel nach seinem Dafürhalten und nach Beratung durch seine Gemeinschaft auf die sich wandelnden Umstände von Zeit und Ort anzupassen. Nur so konnte der Orden seit 1500 Jahren bestehen bleiben. Die Benediktiner kennen auch keine Festlegung auf eine bestimmte Aufgabe. Sie sollen die materielle Grundlage für ihren eigentlichen Daseinszweck, das Freisein für Gott, erwirtschaften, die an dem konkreten Ort möglich und notwendig ist.
Digitalisierung und Wertewandel
Diese Haltung könnte auch für das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben unserer Zeit hilfreich sein. Gerade jetzt, da durch die Digitalisierung der Wandel immer schneller vonstattengehen muss, scheint es nötiger denn je, beides, das Beständige, bisher Erfolgreiche mit dem Neuen, Unbekannten, Innovativen zu verbinden. Das eine tun, das andere nicht lassen.
Agility ist derzeit in aller Munde. Ambidextrie ist gefordert: nach beiden Seiten agieren. Oder mit Hilfe von scrum, einer Methode, die aus dem IT Bereich kommt. Damit ist genau dies gemeint: agil reagieren und doch die bisher erfolgreiche cash cow nicht vorschnell aufgeben. Das ist sicher für viele Unternehmen eine schon immer vorhandene Herausforderung.
Neu scheint nur die Geschwindigkeit zu sein, die mit der Beschleunigung durch die sich rasant verändernde Entwicklung der Technik einhergeht. Daher sind altertümlich klingende Tugenden wie Besonnenheit und Mut gleichermaßen gefordert.
Anselm Bilgri
Profitieren Sie von der außergewöhnlichen Biografie von Anselm Bilgri!
Anselm Bilgris Themen ergeben sich aus seiner außergewöhnlichen Biografie als Benediktiner-Mönch, Theologe und Seelsorger. Als Manager, Führungskraft und Marketing-Experte.
Vor dem Hintergrund seiner eigenen Biografie als Benediktiner-Mönch, Leiter der Wirtschaftsbetriebe von Kloster Andechs und heute Buchautor, Führungskräfte Coach und Berater setzt sich Anselm Bilgri in seinen Vorträgen, Beratungsprojekten und Coachings intensiv mit den Themen Unternehmenskultur, Herzensbildung sowie der Wertorientierung und Werte im Wandel auseinander.