Muße

Immer mehr Menschen klagen über die zunehmende Beschleunigung unseres Lebens. Jeder, der in den Wirtschaftsprozess eingebunden ist, und dort Verantwortung trägt, fühlt sich immer mehr als Getriebener. Die vielfachen technischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte zur Erleichterung der Kommunikation, angefangen beim Telefon, über das Fax, bis zu Handy und Internet, sollten uns eigentlich Zeit schenken. Das Gegenteil ist der Fall: Sie rauben uns Zeit und treiben uns zu deren effektiveren Nutzung. Auch die Zeitmanagement-Methoden geben uns nicht mehr Zeit, sondern ermöglichen nur, mehr Aufgaben in kürzerer Zeit effektiver zu erledigen.

Deshalb ist es auch für viele Menschen selbstverständlich geworden, die knapper werdende Frei-Zeit effektiver zu nutzen. Auch sie wird generalstabsmäßig verplant. Man hetzt von einem Freizeit -Event zum Nächsten. Es gibt keine Verschnaufpausen mehr. Die kostbare Zeit muss genutzt werden. Freizeit hat damit keinen Erholungseffekt mehr, sie verkommt zu einem weiteren Stressfaktor für den modernen Menschen.

Deshalb ist ein neuer Mut gefordert: Mut zur Muße. Wir müssen wieder lernen, Zeit unverplant vergehen zu lassen. Auch Mut zur langen Weile, die Kunst, warten zu können, mit einem Glas Wein auf dem Balkon dem Sonnenuntergang nachzublicken oder vor dem Kamin das prasselnde Feuer zu beobachten. Dabei die Gedanken möglichst ohne das auf Produktivität und Zweckgerichtetheit getrimmte „schlechte“ Gewissen schweifen lassen. Das ist echte freie Zeit. So paradox es klingen mag: Sie ermöglicht dann in der dafür vorgesehenen Zeit der Tätigkeit und Arbeit mehr Effizienz in Verbindung mit größerer Zufriedenheit. Und so entsteht auch das „gute“ Gewissen gegenüber gewonnener oder gar geschenkter Zeit: ein Bewusstsein dafür, Achtsamkeit gegenüber dem Leben zu gewinnen, das eigene und das der anderen, ja gegenüber dem Dasein überhaupt.

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