Maria 2.0
Öffnung kirchlicher Ämter für die Frauen
Die Bewegung Maria 2.0 (#Mariazweipunktnull) setzt sich für die Erneuerung der römisch-katholischen Kirche ein. Deren Notwendigkeit wurde im Zuge der Aufarbeitung der Mißbrauchsfälle deutlich und mündete in den Aufbruch des Synodalen Wegs. Eine der Forderungen ist die Öffnung kirchlicher Ämter für die Frauen. In der alt-katholischen Kirche ist die Weihe zur Diakonin und Priesterin für Frauen seit den 1990er Jahren möglich.
Priesteramt von Frauen
War die Zulassung von Frauen zum Diakonat aufgrund der Quellenlage relativ einfach zu entscheiden, so ist die Frage nach dem Priesteramt von Frauen komplizierter. Viele Frauen begleiteten Jesus bei seinen Wanderpredigten.
Nach Lukas hatte Jesus weibliche Jünger (Lk 8, 2-3) und alle Evangelisten belegen die besondere Berufung der Maria von Magdala als erster Auferstehungszeugin. Sie wird aufgrund ihrer besonderen Stellung in der Tradition (u.a. Augustinus) »Apostola Apostolorum, die Apostolin der Apostel« genannt. Die führenden Frauengestalten des Neuen Testamentes haben sicher auch die Rolle der Frau als Apostolin (z.B. Junia in Röm 16, 7), Jüngerin, Diakonin, Prophetin und Witwe geprägt. Im Laufe der späteren Entwicklung wurde die Frau aufgrund damals verbreiteter Auffassungen wie von ihrer Minderwertigkeit dem Mann gegenüber, ihrer kultischen Unreinheit, der Unschicklichkeit ihres Dienstes am Altar u.a. vom Amt ausgeschlossen.
Die Internationale Alt-Katholische Theologentagung im Jahre 1984 stellte fest, daß diese Argumente, aufgrund derer Frauen vom Amt ausgeschlossen worden sind, auf »überholten nichttheologischen Voraussetzungen« beruhen. Dies mache es nötig, die Frage der Frauenordination neu zu bedenken.
Seit 1994 können im deutschen Bistum der Alt-katholischen Kirche Frauen Priesterin werden
Die alt-katholische Bistumssynode sprach sich im Jahre 1989 für die Einbeziehung der Frau ins priesterliche Amt aus. Die Gottebenbildlichkeit des Menschen und die Berufung der Getauften zur Teilnahme am Priestertum Jesu Christi im besonderen priesterlichen Amt erfahre dadurch einen sichtbaren Ausdruck. Es sei ein Mangel, wenn die Kirche nur Männer in den priesterlichen Dienst und die geistliche Leitung der Kirche berufe. Die Synode beauftragte darum den Bischof, die Einbeziehung der Frau in das dreifache priesterliche Amt zu verwirklichen und sich dafür bei den anderen alt-katholischen Kirchen einzusetzen. Die alt-katholischen Kirchen der Schweiz, der Niederlande und Österreichs haben inzwischen ähnliche Beschlüsse gefaßt. Im Juli 1991 tagte die IBK mit theologischen Beratern über dieses Thema.
Das Signal war damit gegeben, und es ist durchaus anzunehmen, daß eine Frau als Priester am Altar genauso selbstverständlich sein wird wie die Benutzung der deutschen Sprache in der Liturgie oder die Ehe der Priester – beides im 19. Jahrhundert Anlaß zu hitzigen Diskussionen und beides auf je verschiedene Weise Bereicherung und Ausdruck einer lebendigen katholischen Kirche. Seit 1994 können im deutschen Bistum der Alt-katholischen Kirche Frauen Priesterin werden; 1996 wurden die beiden ersten Frauen zu Priesterinnen geweiht.
In der Münchner Gemeinde St. Willibrord wirkt eine nebenberufliche „Priesterin im Ehrenamt“.
(Vgl. Artikel Frauenordination in „Kirche für Christen heute: eine Information über die Alt-Katholische Kirche“ Berlin, Verlag H. Hoffmann, 1994)