Führen durch Demütigen – neue Studien zu einem weit verbreiteten Phänomen

Führen durch Beleidigen und Demütigen von Mitarbeitern ist nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung in der Arbeitswelt weit verbreitet. Diese Methode von Chefs kann bei Betroffenen bis zum Kollaps führen. Die Führungskräfte-Managerin und Therapeutin Ursula Schütze-Kreilkamp hat gemeinsam mit Isabell Welpe, Inhaberin des Lehrstuhls Strategie und Organisation an der TU München, für eine nicht repräsentative Studie 40 Führungskräfte aus verschiedenen Branchen interviewt.

Ein knappes Viertel der Befragten habe von Beschämungen durch Führungskräfte berichtet, so Welpe, jeder Fünfte habe das Gefühl beschrieben, vorgeführt zu werden. Der Mechanismus sei sehr schlicht: „Wie stelle ich eine Angst-Hierarchie her? Indem ich jemanden demütige“, sagt Schütze-Kreilkamp. Es seien vor allem die Kleinigkeiten und verbalen Nadelstiche, die Mitarbeitern auf Dauer zusetzten. Bemerkungen wie: „Ah, Sie müssen das natürlich erst nachlesen“ oder „Ich weiß ja, Michi, du nimmst so etwas nicht so genau“, vereinzelten den Angesprochenen in der Gruppe stärker als ein brüllender Chef der alten Schule. Gegen den hätten sich die Besprechungsteilnehmer möglicherweise solidarisiert. Demütigung kommt im vermeintlich coolen Start-up deshalb genauso vor wie im Führungskreis des Dax-Konzerns. „Alle verhalten sich dann still und unauffällig, weil jeder weiß: Niemand ist sicher, es kann jeden erwischen“, sagt Schütze-Kreilkamp.

Dass solche Methoden enorme Konsequenzen für die betreffenden Unternehmen haben, ergab eine ergänzende quantitative Studie, für die 152 Mitarbeiter befragt wurden. Die Gedemütigten hätten eher Fehler gemacht, es sei erwiesen, dass diese Art der Führung langfristig betrachtet zu Burnout führen kann, so die Forscherin. „Scham ist in der Arbeitswelt eine sehr relevante Emotion“, sagt Welpe, „bislang wird sie aber weder in der Ausbildung von Betriebswirten noch in Führungsseminaren thematisiert.“ Scham führe zu kontraproduktivem Verhalten, sagt Schütze-Kreilkamp: „Je mehr Schamempfinden man hat, umso weniger Fehler gibt man zu.“ Es entstehe in den Unternehmen außerdem ein Klima, das Innovation töte. Denn wer traut sich schon, etwas auszuprobieren, wenn er das Risiko eingeht, doch nur dafür bloßgestellt zu werden.

Die Wissenschaftlerin ist überzeugt davon, dass Demütigung als Führungsinstrument und Scham bei den Betroffenen eines der großen Tabu-Themen in der Management-Forschung ist. Gemeinsam mit, hat sie dazu nun eine Untersuchung initiiert. Erste, noch unveröffentlichte Ergebnisse legen nahe, dass die beiden auf der richtigen Spur sind.

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